Der Hafen der Zukunft – fast ohne Wasser und ohne Boote?
Zugegeben, der NhSV-Hafen ist im Winter immer leer. In Zukunft könnte er aber bis weit ins Frühjahr hinein leer bleiben müssen, weil immer wieder zu wenig Wasser im Bodensee ist. Segeln ohne eine Handbreit Wasser unterm Kiel ist suboptimal. Ist also das Segeln eine vom Klimawandel beeinträchtigte Sportart und Freizeitbeschäftigung?
Ende März lag der Bodenseepegel in Konstanz unter 3,00 Meter. Im Nonnenhorner Hafen bedeutet das, dass auf vielen Liegeplätzen nicht genug Wasser ist für die Boote, die dort die Saison verbringen sollen. Denn 95 Zentimeter Wasser über dem Hafengrund reichen definitiv nicht, wenn der Kiel 130 Zentimeter tief ist. Die ersten, die einwassern wollten, hatten deshalb ein Problem. Hafenmeister Wolfgang Semmlinger musste die frühen Boote auf andere, tiefere Liegeplätze umorganisieren.
Kreativität aus Wassermangel war bereits im vergangenen Sommer nötig. Nach einem extrem trockenen Frühjahr fiel der Pegel Konstanz Anfang August auf 3,06 Meter, 90 Zentimeter unter dem langjährigen Mittel. Boote mit größerem Tiefgang mussten auf andere Liegeplätze wechseln, teils sogar auf Gästeplätze. Ein Segelboot musste vorzeitig zurück an Land, weil nicht genug tiefe Plätze vorhanden waren.
Diese Entwicklung trifft natürlich nicht nur die Nonnenhorner Seglerinnen und Segler. Am Untersee konnten Bootsbesitzer in Häfen wie Horn im vergangenen Sommer trockenen Fußes zu ihren Liegeplätzen, die Boote lagen auf dem Sand.
Klimawandel? „Nur nicht unken!“, sagt der NhSV-Gründungsvorsitzende Wendelin Hornstein. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg habe es sehr trockene Jahre gegeben. Damals sei das Nonnenhorner Seepumpwerk nötig geworden. Seglerverein und Hafen gab es jedoch noch nicht. „Der Klimawandel ist am Bodensee angekommen“, sagen hingegen die Bodensee-Schiffsbetriebe.
Das fehlende Wasser im See ist nur ein Problem für Wassersportler. Überhandnehmendes Laichkraut oder Seegras ist ein weiteres. Im vergangenen Sommer lagen die meisten Boote im Nonnenhorner Hafen in einem dichten, modernden Bett aus Seegras, es wickelte sich um Kiele und legte Bootspropeller lahm.
Abhilfe ist schwierig. Die Mähboote, „Seekühe“ genannt, sind mit Strandbädern und Zufahrtsbereichen für die Weiße Flotte ausgelastet und haben für Segelhäfen keine Kapazitäten. Wer selbst zur Harke greift und Seegras erntet, muss es an Land ordnungsgemäß entsorgen. Und sich darauf einstellen, dass es am übernächsten Tag nachgewachsen ist…
Bleibt nur zu hoffen, dass – wie nach dem Zweiten Weltkrieg – die extrem trockenen Jahre bald vorbei sind. Schließlich wollen die Nonnenhorner Seglerinnen und Segler für alle ihre Boote zum Ansegeln am 6. Mai genug Wasser unter dem Kiel haben.
Nonnenhorner Seglerverein e.V.
Text: Karin Wehrheim
Fotos: Markus Knaus, Alexander Nagel, Karin Wehrheim