Bei Sturm eben im Strandbad
Kein verspäteter Aprilscherz, kein Foto-Fake: In der 47-jährigen Geschichte des Nonnenhorner Seglervereins hat es genau einmal Segeln im Schwimmbecken des Strandbads gegeben. Im Protokoll der Mitgliederversammlung von 1981 heißt es lapidar: Das Absegeln konnte wegen des damaligen Sturmes nur symbolisch mit einem Opti auf dem Schwimmbecken des Strandbads stattfinden.
„Wir wollten für die weniger erfahrenen Mitsegler kein Risiko eingehen. Kann gut sein, dass ich die Idee hatte“, erinnert sich Ekkehard Schlichtenhorst, damals stellvertretender Vereinsvorsitzender. Es war Oktober, das Strandbad hatte den Saisonbetrieb bereits eingestellt. Ekkehard Schlichtenhorst holte von zuhause den Opti „Pinocchio“, mit dem seine Töchter das Segeln lernten. Aber - hatte jemand den Schlüssel fürs Strandbad? „Heute weiß das niemand mehr so genau“, rekapituliert lachend Wendelin Hornstein, der einstige Vorsitzende. Gemeinsam ließ man das kleine Holzboot im Schwimmbecken zu Wasser. Nacheinander gingen Ekkehard Schlichtenhorst, Wendelin Hornstein und Kurt Schösser (†) an Bord und versuchten ihr Glück. Ein paar windgepeitschte NhSV-Mitglieder verfolgten die Gaudi vom Beckenrand aus.
„Das war sensationell!“, sagt Wendelin Hornstein, „mit dem kleinen Boot gegen den vielen Wind an bis zur Beckenkante“. „Wende – Halse – Wende – Halse ohne Ende, aber das war die Gaudi dabei“, so Ekkehard Schlichtenhorst. „Niemand ist gekentert, wir sind nirgendwo angestoßen, es gab keine Kratzer, weder am Boot noch am Becken“. Ein Opti sei auch bei starkem Wind nicht so schnell umzuwerfen. Allerdings muss ein Erwachsener sich jedes Mal ziemlich tief bücken, wenn das Segel auf die andere Seite umschlägt. Und gesegelt werden konnte nur im Schwimmerbereich, die Beckenhälfte für Nichtschwimmer war selbst für das kleine Boot zu flach.
Der Nonnenhorner Seglerverein bestand damals gerade mal seit fünf Jahren, hatte aber schon so viele Mitglieder wie heute: knapp 200, davon erstaunliche 48 Jugendliche. Die wurden damals aber nicht in den Opti gelassen. „Maximal eine halbe Stunde hat der Spaß im Schwimmbecken gedauert“, sagt Wendelin Hornstein. „Heute würde das ohne Einwilligung der Gemeinde nicht gehen“, meint Ekkehard Schlichtenhorst, „allerdings könnte ich mir vorstellen, dass der Bürgermeister dafür zu haben wäre…“.
Nonnenhorner Seglerverein e.V.
Text: Karin Wehrheim
Fotos: Eugen Feldkircher und Familienarchiv Schlichtenhorst