Vor 40 Jahren – spektakuläre Arbeiten am „Katastrophen-Hafen“
Schienen auf der Nonnenhorner Hafenmole? Loren voller Felsbrocken und Flussbausteinen, die einfach in den Bodensee gekippt wurden? Das hat es wirklich gegeben - 1983, vor 40 Jahren. Im Protokoll der Mitgliederversammlung von damals heißt es schlicht, „die NhSV-Vorstandschaft hat den Plan, anstelle der alljährlichen Flickarbeit eine Sanierung und Bestandsicherung auf Dauer durchzuführen in Form einer Steinschüttung vor der Mole“.
Was war das Problem? 1963, nach der Seegfrörne, waren der Nonnenhorner Anleger und die geschwungene Hafenmole gebaut worden. Doch nur wenig später, an Fronleichnam, riss ein Sturm die Mole mit sich. Der Wiederaufbau erfolgte mit Betondielen, die waagerecht zwischen den in den Seegrund gerammten Pfeilern befestigt waren. „Eine unglückliche Konstruktion“, sagt heute der damalige NhSV-Vorsitzende Wendelin Hornstein. Die Dielen brachen im Wellengang, am Ende konnte man teilweise aufrechten Ganges unter der Mole hindurchgehen. „Die Liegeplätze wurden immer unruhiger, was auch zum Teil zu erheblichen Schäden an den Booten führte“, hielt damals Rolf Kuprella in den NhSV-Vereinsnachrichten fest. „Ein Katastrophen-Hafen“, hieß es. Deshalb sollte es 1983 richtig werden.
Die Pläne des Nonnenhorner Baustatikers Oswald Joos waren vom Landratsamt Lindau genehmigt worden. Der Vereinsvorsitzende Wendelin Hornstein organisierte Holzschwellen und Schienen kostenlos von einer Dornbirner Steinbruchfirma. „Die brachten das sogar nach Nonnenhorn, ohne etwas zu verlangen.“ Ein Radlader wurde in Fußach gemietet. Der transportierte 1.100 Tonnen Wacken und Flussbausteine über den Anleger. An dessen Ende wurden sie auf die Loren gekippt und so über die Schienen die Mole entlang gekarrt. Das Metallgeländer seeseitig der Mole war zuvor abmontiert und eine Pfahlreihe unter Wasser zur Sicherung der Steine vor der Mole in den Seegrund gerammt worden.
Die Arbeiten dauerten 1983 zwei bis drei Wochen, erinnert sich Wendelin Hornstein. Aber auch das war nur von kurzer Dauer: Die aufgeschütteten Steine verschwanden trotz der Pfahlreihe durch Sturm und Wellengang „auf Nimmerwiedersehen“. Sie waren einfach zu rund. „Das war wie ein Kugellager“, lacht Ekkehard Schlichtenhorst, damals NhSV-Kassier. Die runden Flussbausteine rollten von der Mole weg in den See.
818 Arbeitsstunden leisteten vor 40 Jahren die Mitglieder des NhSV, um aus dem „Katastrophen-Hafen“ einen ordentlichen zu machen. Die Kosten beliefen sich auf 59.000 D-Mark. Doch es waren weitere Einsätze nötig, 1985/86 und 1992, um die Liegeplätze dauerhaft sicher zu machen.
Karin Wehrheim
Fotos: Eugen Feldkircher
Nonnenhorner Seglerverein e.V.