Von endlosen Wellenweiten und Motor-Totalschaden
NhSV Mitglieder in der Welt unterwegs
Die meisten Nonnenhorner Seglerinnen und Segler hissen die Segel für einen Nachmittag oder ein paar Urlaubstage auf dem See, von Hafen zu Hafen. Gleich zwei Paare haben dagegen gedacht: Einmal die Barfußroute wagen, eine Auszeit unter Segeln! Eines der Paare wird wohl erst in ein paar Jahren wieder zurück sein, das andere ist vorerst von Rückschlägen ausgebremst.
Markus und Ute sowie Martin und Uschi hatten zufällig den gleichen Wunsch nach einer Weltumsegelung auf einem Segelboot: die Route, die angeblich wegen des warmen Klimas barfuß zu segeln ist - vom Mittelmeer über die Kapverden in die Karibik, weiter durch die Südsee nach Australien, Thailand und durch den Suezkanal oder um Afrika herum zurück ins Mittelmeer. Zufällig kauften beide Paare am Mittelmeer denselben Bootstyp, eine Reinke aus Alu, etwa 14 Meter lang. Beide richteten die Boote her und das Zuhause am Bodensee leer, gaben Jobs auf. Aber ab da lief es unterschiedlich.
Martin und Uschi hatten 2022 schon einen Versuch, vom Heimathafen ihrer „peu a peu II“ in Griechenland den Atlantik zu erreichen, abgebrochen, weil vor Kalabrien die Steuerung versagte. Den neuen Versuch starteten sie im Mai 2023, Markus und Ute warfen im Juni an der Toskana-Küste die Leinen ihrer „Okeanos“ los. Auch sie hatten im Jahr zuvor das Leben an Bord schon getestet, außerdem Wunden nähen an Schweinshaxen geübt und wie man mit nassem Ölzeug in eine Rettungsinsel kommt.
Erstes Treffen beider Reinkes war auf Sardinien, gemeinsames Ziel: vor Weihnachten die Atlantik-Querung zu starten, wegen der günstigen Winde. Aber auch das Seglerleben zu genießen: den Sternenhimmel bei Neumond auf See, frischen Thunfisch von der eigenen Angel und neu geknüpfte Kontakte wiedertreffen.
Immer wieder machte der Wind die Pläne zunichte, weil er gar nicht wehte oder zu stark (65 Knoten, das ist Windstärke 12), aber im August fanden sich beide Schiffe auf Mallorca wieder. Martin und Uschi entschieden, vorerst nicht über den Atlantik zu segeln, sondern zurück nach Griechenland. Markus und Ute zogen weiter - Andalusien, Marokko, Kanaren, Kapverden - und nahmen nach Weihnachten Kurs auf Barbados, 2.060 Seemeilen nonstop und allein. An Bord ein „Wassermacher“, Satelliten-Internet, ein Zwei-Flammen-Herd und eine Wandwaschmaschine.
Martin und Uschi erreichten Griechenland im Oktober, allerdings hatte vor Menorca der Motor Öl gespuckt und war von Mechanikern zum Totalschaden erklärt worden. Das bedeutete: 1.200 Seemeilen segeln MÜSSEN, sechs Wochen lang fast nonstop, auch ohne Wind nachts zwischen Containerschiffen. Ob sie einen dritten Versuch auf der Barfußroute starten, ist offen.
Nicht barfuß, sondern mit Rettungsweste fast rund um die Uhr und nachts angegurtet, ist ein fünftes NhSV-Mitglied über den Atlantik gesegelt. Marion brauchte auf der Bavaria51, auf der sie als einzige Frau angeheuert hatte, exakt 19 Tage, 14 Stunden und 26 Minuten von Gran Canaria nach Rodney Bay auf der Karibikinsel St. Lucia. Nonstop 3.015 Seemeilen Ende November. „Mich hat einfach gereizt, mit so einem kleinen Stück Plastik so weit zu segeln“, sagt sie. Tagelang sei auf den Geräten nicht ein einziges anderes Schiff zu sehen gewesen. „Und wenn du in alle Richtungen nur Wasser siehst, hast du das Gefühl, dass die Erde doch eine Scheibe ist.“
Segelerfahrungen, die definitiv nicht an einem Nachmittag oder ein paar Urlaubstagen auf dem Bodensee zu machen sind…
Weitere Informationen und aktuelle Berichte findet Ihr unter den folgenden Links:
https://sailingokeanos.com/
https://www.sailawaypeuapeu2.com/
Nonnenhorner Seglerverein e.V.
Text: Karin Wehrheim
Fotos: Markus und Ute / Martin und Uschi / Marion